Ferragosto, also der 15. August oder Maria Himmelfahrt, erinnert mich seit meinen Jahren, in denen ich bei der Familie meines italienischen Freundes gewohnt habe, an leckere Pasta al Forno, d. h. Lasagne. Ferragosto ist eines der wichtigsten kirchlichen und familiären Feste in Italien. Lasagne gab es in unserer Familie nur zu Weihnachten, zu Ostern und eben zu Ferragosto. Zu diesen Festen wurden die Lasagneblätter selbst erzeugt. Frühmorgens waren alle schon emsig damit beschäftigt, das große pranzo (Mittagessen) vorzubereiten. Neben Lasagne gab es immer auch gegrilltes oder gebratenes Fleisch, Unmengen an köstlichem Eis und gekühlter Wassermelone. Und natürlich war die große famiglia unter der Pergola versammelt, um stundenlang zu schlemmen und über Gott und die Welt zu quatschen.

Ferragosto in Italien bedeutet Entspannung, Spaß, Geselligkeit, Familie und Freunde treffen, endlos lange Mittagessen, Lagerfeuer und Picknicks am Strand, um Mitternacht schwimmen gehen, Konzerte, Theatervorstellungen, Kirtage, Ausstellungen usw. Dieser Tag gilt auch als „Wendepunkt“ des Sommers. Die älteren Menschen zitieren daher häufig das Sprichwort: Ferragosto, capo d’inverno, was so viel heißt wie Ferragosto, Winterwende. Vielleicht feiert man gerade deshalb so ausgelassen, denn bald halten ja schon wieder die kühleren Tage Einzug und die Tage werden kürzer.
Wie so viele katholische Feiertage geht dieser Feiertag auf die Römerzeit zurück und zwar auf Kaiser August, daher auch Ferragosto von lat. Feriae Augusti, d. h. Festtag des Augustus. Um das Volk bei Laune zu halten, gestattete Augustus den Bauern, ihre Feldarbeit niederzulegen und sich zu erholen. Andere Quellen sprechen von einem mehrtägigen Fest nach der Eroberung von Ägypten im Jahr 29 vor Christus, das Augustus in seinem Reich feiern ließ.
Dieses Fest wird also schon über 2.000 Jahre lang Jahr für Jahr in Italien gefeiert. Fast alle Italiener haben meistens den ganzen August Urlaub, zumindest aber die Tage um den 15. August. Land auf, Land ab gibt es unzählige Veranstaltungen. Auf den piazze in den Dörfern oder an den Stränden wimmelt es von Menschen, die die ausgelassene Atmosphäre genießen, jung und alt, Urlauber und Einheimische machen die Nacht zum Tag. Die Hotels sind um diese Zeit schon lange vorher ausgebucht. Die Preise erreichen den Höhepunkt der Saison. Am Abend ist der Himmel erleuchtet von Feuerwerken.
Viele Italiener nützen das Fest für Picknicks an den Stränden, in Parks oder in den Bergen. Obwohl es Mitte August üblicherweise Temperaturen über 30 Grad hat, ist das Mittagessen am Ferragosto-Tag sehr, sehr üppig. Jede Region (und vielleicht jede Familie) hat ihre typischen Gerichte für Ferragosto: in Umbrien und der Toskana gebratene Taube oder Ente (Piccione o anatra arrostito), im Latium Paprikahuhn (pollo in umido con i peperoni), in Sardinien Steinbutt in Backteig, in Apulien ein mit Eiern, Salami, Käse, Petersilie und Knoblauch gefülltes Huhn (Galletto ripieno) usw.
In Sizilien, in Messina, wird am 15. August ein traditionelles Fest gefeiert, bei dem riesige Pappmachéfiguren, Gigante und Gigantessa (Riese und Riesin) durch die Stadt zum Hafen gezogen werden. Sie erinnern an die Stadtbegründer Mata und Grifone. Neben dem Volksfest feiert Messina die Madonna des Briefes (Madonna della lettera). Dabei wird in einem beeindruckenden und stundenlangen „Spektakel“ die Vara, eine 13,5 Meter hohe Statue von zahlreichen Gläubigen getragen. Die Statue zeigt die in den Himmel aufsteigende Maria. Die Position der Statue ist für die Menschen von großer Bedeutung, denn wenn sie gerade bleibt, dann bringt das Glück für die Zukunft, wenn nicht, dann….lieber doch an die ausgelassenen Feste im Hier und Jetzt denken!

Videodokumentation der Vara von Messina: https://www.youtube.com/watch?v=6jlK34vNdNI
Ferragosto gab 2008 auch Anlass zu einem heiter-nachdenklichen Film: Pranzo di Ferragosto, auf deutsch (Das Festmahl im August) ein Film von und mit Gianni di Gregorio: 2 Szenen https://www.youtube.com/watch?v=JroegqJ-iEk / https://www.youtube.com/watch?v=VS0UVLqJ-hM (La lasagna)