Rom – Stadt der Gegensätze

Rom – Stadt der Gegensätze

Wer eine Reise tut, kann viel erzählen. Und so beschäftigt mich weiterhin die Ewige Stadt.

Dieses Mal geht es um zwei für mich sehr gegensätzliche Bauten: Il Quirinale und il Corviale.

Der Quirinalspalast thront majestätisch auf dem Quirinalshügel, einem der sieben Hügel Roms. Der Palast ist Sitz des Staatschefs von Italien. Vom Platz vor dem Quirinal, auf dem man einer ähnlichen Wachablöse der Garde wie vor dem Buckingham Palace in London beiwohnen kann, hat man einen wunderbaren Blick auf Rom bis hin zur Kuppel des Petersdoms. In den Abendstunden ist alles in wunderbar pastellfarbenes Licht getaucht. Von dort ist man in fünf Minuten beim Trevibrunnen unten.

Ab dem 16. Jahrhundert residierten mehr als 30 Päpste zumindest zweitweise in dem von den bedeutendsten Barockarchitekten der Zeit wie Lorenzo Bernini oder Domenico Fontana erbauten Gebäude. Wo jetzt der Petersdom und der Vatikanstaat sind, war es aufgrund des nahegelegenen Flusses eher feucht und heiß. Da war das Klima auf dem Hügel sicher angenehmer. Außerdem war man näher am Geschehen der Kurienmitglieder, üblicherweise Vertreter von einflussreichen Adelsfamilien, die ihre Paläste in der Stadt hatten.

Seit 2. Juni 1946, dem Tag der Proklamation der italienischen Republik, ist der Quirinalspalast Sitz des italienischen Staatspräsidenten. An diesem Tag darf das Volk die Barockgärten des Quirinale besuchen, eine Oase der Ruhe in der oft hektischen Stadt. Die Fläche des Quirinalspalastes ist zwanzig Mal größer als die des Weißen Hauses in Washington und verfügt über 1.200 Räume, viele davon kunstvoll dekorierten Fresken.

Im Kontrast zu den Pastellfarben und der Majestätik des Quirinale, der Corviale, Il Corviale, für die Römer auch Il Serpentone, die Riesenschlange, hinter dem das römische Hinterland beginnt, wo Schäfer ihre Herden weiden, um dann den Käse Pecorino Romano zu fabrizieren.

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Warum nenne ich die beiden in einem Atemzug? Weil angeblich der Architekt des Corviale, Mario Fiorentino, vom Quirinalspalast beeinflusst war. Doch von Schönheit kann hier kaum die Rede sein. Das Gebäude im Besitz der Stadt Rom, das als soziales Wohnbauprojekt in den 70er Jahren entstand, war jahrzehntelang eine nicht gerade ambitionierte Adresse in Rom. In den 80er und 90er Jahren besetzten circa 700 Familien den noch unfertigen Bau, weil die versprochenen Wohnungen einfach nicht bezugsfertig wurden. In den Jahren danach hat sich niemand mehr um das Gebäude und seine Bewohner gekümmert. Es wurde dem Verfall überlassen. Die Bewohner trauten sich jahrelang nicht einmal zu erwähnen, dass sie dort wohnten, weil sie sich schämten. Erst in den letzten Jahren gab es Pläne zur Sanierung des Megabaus mit all den sozial Problemen der Menschen, die er mit sich brachte. Es gab bis vor Kurzem dort kaum Job-, Einkaufs-, und Freizeitmöglichkeiten. Langsam scheint der Corviale wieder am Radar einiger engagierter Politiker zu erscheinen.